Und wenn die Eltern unter keinen Umständen etwas erfahren dürfen?
Natürlich ist es schön, wenn Jugendliche in einer solchen Situation von ihren Eltern unterstützt werden. Aber es kann sein, dass sich eine junge Frau für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet, die Eltern aber unter keinen Umständen davon wissen sollen. Die Entscheidung, ob die Eltern davon erfahren oder nicht, liegt bei der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt. Vom Gesetz her sind sie an die ärztliche Schweigepflicht gebunden, sofern die betroffene junge Frau als urteilsfähig eingeschätzt wird. Die Ärztin/der Arzt darf und muss den Eltern/Sorgeberechtigten also keine Auskunft geben und kann einen Abbruch ohne die Einwilligung der Eltern/Sorgeberechtigten durchführen. Junge Frauen, die diesen Weg gehen wollen, finden Unterstützung bei ihrer Ärztin/ihrem Arzt oder in anerkannten Beratungsstellen.
Und die Jungs?
Wenn deine Freundin dir erzählt, dass sie schwanger ist, weisst du vielleicht erst mal gar nicht, was du tun sollst. Jungen und auch Männer reagieren unterschiedlich. Sie erleben ein Wechselbad an Gefühlen und Empfindungen: Sprachlosigkeit – Fluchtgedanken – Schock – Stolz – Freude – Verantwortlichkeit.
Deine Freundin hat bis in die 12. Schwangerschaftswoche Zeit, sich für oder gegen die Schwangerschaft zu entscheiden. Du kannst sie bei der Entscheidung unterstützen, indem ihr eure Situation z.B. mit Freunden oder erwachsenen Vertrauenspersonen besprecht. Ihr könnt auch zu zweit oder je alleine eine anerkannte Beratungsstelle aufsuchen. Ihr werdet dort in jedem Fall in eurer Entscheidungsfindung unterstützt. Gespräche können helfen. Manchmal brauchen Mädchen auch ein wenig Ruhe, um sich die Situation genau zu überlegen. Andere möchten dauernd und immer wieder über die Situation sprechen.
Die meisten Mädchen wünschen sich, die ehrliche Meinung des Freundes zu hören. Es kann sein, dass ihr euch einig seid. Es kann aber auch sein, dass deine Freundin anderer Meinung ist als du. Diese solltest du akzeptieren und ihr keine Vorwürfe machen. Denn letztlich entscheidet sie, ob sie die Schwangerschaft austragen will oder nicht. So ist es auch vom Gesetz her bestimmt.
Was kannst du tun, wenn deine Freundin sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden hat?
Du kannst sie fragen, ob sie möchte, dass du sie zur Beratung bei der Ärztin/beim Arzt begleitest. Natürlich nur, wenn das für dich auch okay ist. Sprich mit deiner Freundin und sag ihr ehrlich, wie es dir geht. Wenn du nicht mitgehen willst oder kannst, dann kann auch eine Freundin, gute Kollegin oder die Mutter deiner Freundin sie begleiten. Die Bedürfnisse von Mädchen und Jungen sind in einer solchen Situation recht unterschiedlich. Es gibt kein richtig oder falsch. Versucht, über eure Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen und sie gegenseitig zu respektieren. Vor und nach einem Schwangerschaftsabbruch kann es sein, dass deine Freundin traurig ist, im nächsten Moment aber ganz erleichtert und glücklich, dass alles vorbei ist. Wenn du merkst, dass du noch Unterstützung oder Gespräche möchtest, dann hast du jederzeit die Möglichkeit, dich an eine Jugendberatungsstelle zu wenden und dort mit Fachleuten deine Gefühle und das, was geschehen ist, anzuschauen und zu sortieren.